PERLFEH (Pf)
Historie
Die Rasse Perlfeh wurde Anfang des 20. Jahrhunderts mehrfach unabhängig voneinander herausgezüchtet. Ziel war ein Kaninchen, dessen Fellhaar dem des sibirischen Eichhörnchens ("Feh") möglichst ähnlich sein sollte. Bekannte deutsche Züchter waren z.B. Karl Hoffmann ("Düsseldorfer Perlfeh"), Karl Deininger ("Augsburger Fehkaninchen") oder auch Röhmeier ("Perlfeh", Norddeutschland). Ungefähr zeitgleich entstanden in der Schweiz die "Schweizer Feh" und in Frankreich/ Belgien die "Gris Perle de Hal", bzw. die "Petit Gris".
Als Ausgangstiere dienten wohl u.a. Belgische Riesen in wildgrau und blaugrau, Havannakaninchen, Blaue Wiener und Marburger Feh, sowie dunkelgraue und eisengraue Kaninchen; bevorzugt solche mit kurzem und dichtem Fellhaar.
Ab 1936 wurden in Deutschland alle perlfehfarbigen Kleinrassen unter der gemeinsamen Bezeichnung "Perlfeh" zusammen geführt.
Nach dem zweiten Weltkrieg existierten kaum noch Perlfeh-Zuchten in Deutschland, und die Rasse wurde hauptsächlich in Thüringen erneut herausgezüchtet. Im Jahr 1951 wurden Perlfeh erneut als Rasse anerkannt und 1956 erstmals auf einer deutschen Bundesschau ausgestellt. Ab den 1990er Jahren erlebte sie eine Hoch-Zeit und ist seither recht stabil in Deutschland verbreitet. Auch in Österreich sind einige Perlfeh-Züchter zu finden.
Perlfeh werden in der Liste alter einheimischer Kaninchenrassen der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (↗GEH) geführt.
Rassestandard
(I) Das Perlfeh ist ein kleines Kaninchen mit einem Gewicht von 2,00 bis 3,25 kg (Idealgewicht: über 2,50 kg bis 3,25 kg).
(II) Der Körper ist leicht gedrungen, breit und walzenförmig, der Kopf kurz mit breiter Stirn und Schnauze sowie leicht ramsigem Nasenrücken. Die Ohrenlänge beträgt in etwa 10 cm.
(III) Das Deckhaar ist mittellang (ca. 2,5 cm, d.h. kürzer als bei anderen kleinen Rassen mit Normalhaar), das Unterhaar sehr dicht - Perlfeh bestechen durch ihr insgesamt sehr weiches Fell.
(IV) Der Perleffekt ("Pfeffer und Salz") entsteht durch das Zusammenspiel einer bräunlich-gelben und nicht allzu breiten Wildfarbzone des Deckhaars und scharf davon abgegrenzten dunkelblauen Deckhaarspitzen. Die spärlichen, blauen Grannenhaare überragen die Deckhaare nur wenig und spielen dabei eine eher untergeordnete Rolle.
(V) Die Deckfarbe ist blau(dunkel)wildfarbig mit hellen Wildfarbigkeitsabzeichen (Augenringe, Kinnbacken- und Naseneinfassung, Genickkeil, Brust, Innenseite der Läufe und Bauch). Die Vorderlauffarbe entspricht der Deckfarbe mit leicht aufgehellten bräunlichen Binden. Die Farbe der Iris ist blaugrau.
(VI) Die Zwischenfarbe des Unterhaars ist schmal und unscharf abgegrenzt. Die Unterfarbe ist blau bis blaugrau.
Rammler zeigen eine ausgeprägte Backenbildung, während Häsinnen etwas feiner gebaut sind.
Sonstiges
Der ideale Rassetyp wird in der Regel ab einem Alter von etwa sieben bis zehn Monaten verkörpert, d.h. kurz nach Eintritt ins Erwachsenenalter.
Zu erwartende Wurfstärke: 4-7.
Farbvererbung - GRAUBLAU
Reinerbige blaugraue Rassekaninchen tragen die Erbsymbole
ABCdG (mütterlich)/ ABCdG (väterlich)
"d" bewirkt eine Farbverdünnung der Schwarzeinlagerung, welche in blau resultiert.
Bei den Perlfeh spielen außerdem y-Faktoren eine Rolle, welche die Zwischenfarbe und die Wildfarbigkeitsabzeichen cremefarben bis bräunlich
in Erscheinung treten lassen.
(Joppich 1969; Niehaus 1987; Contes 2003; Eknigk 2019; Walks 2019/42; Majaura 2023/7; Europa Standard 2024)